Dr. Maik Schmerbauch (Berlin/ Emmerke)
Die Katholische Kirche im Bistum Hildesheim hat wie viele andere deutsche Bistümer während der nationalsozialistischen Zeit 1933 bis 1945 eine starke Verfolgung und Entrechtung durch den nationalsozialistischen Staat erfahren müssen.
Dennoch gab es auch historische Entwicklungen, in denen eine partielle Beziehung zwischen der Hildesheimer Diözesanverwaltung am Domhof und nationalsozialistischen Einrichtungen bis zum letzten Kriegsjahr noch möglich war. Das geschah auf dem Gebiet der nationalsozialistischen Sippenforschung, die auf die genealogischen Informationen aus den jahrhundertealten Kirchenbüchern Hildesheimer Pfarrgemeinden angewiesen war. Bischof Joseph Godehard Machens ließ im Frühjahr 1935 am Domhof 15 ein Kirchenbucharchiv einrichten und dort die alten Hildesheimer Kirchenbücher aus den Pfarrgemeinden einlagern. Dort wurden fast zehn Jahre lang viele Tausende Anfragen von Bürgern zur eigenen Abstammung von dem Leiter und seinen Mitarbeitern bearbeitet und Urkunden mit Auszügen aus den Kirchenbüchern für diese erstellt. Dabei gab es eine weite Korrespondenz des Kirchenbucharchivs mit den nationalsozialistischen Stellen, die in Fragen von Sippenforschung und „Blut und Boden“-Ideologie während des Dritten Reiches führend waren.
Der Vortrag beleuchtet kritisch die Entstehung, Arbeit und die Rolle des Kirchenbucharchivs im Kontext der NS-Sippenforschung dieser Zeit.