In der Dombibliothek befinden sich seit 1973 die Altbestände des Bischöflichen Priesterseminars. Diese umfassen zu einem großen Teil Bücher und Handschriften, die viel älter als diese Gründung aus dem Jahr 1834 sind und von den Gemeinschaften der Fraterherren und der Kapuziner aufgebaut wurden, die zuvor in der wechselvollen Geschichte dieses Gebäudeensembles am sog. Lüchtenhof angesiedelt waren.
Die Fraterherren oder Brüder vom gemeinsamen Leben war eine Reformbewegung der Devotio moderna im 15. Jh., deren Schwerpunkte neben Seelsorge und Predigt vor allem die Herstellung von Büchern in Handarbeit war. Die Verbreitung des Buchdrucks in Kombination mit dem Erfolg der Reformation im Bistum bedeutete 1604 das Ende der Gemeinschaft in Hildesheim. Was von ihnen blieb, ist eine bisher kaum in Ansätzen erforschte Handschriften- und Buchproduktion.
Eine Generation später bezogen die Kapuziner den Lüchtenhof. Sie nutzten und ergänzten die vorhandene Sammlung, weil sie sich auf Seelsorge und Predigt konzentrierten, was ohne eine angemessene Versorgung mit Büchern nicht möglich war. Ein erheblicher Teil der Buchbestände fiel 1761 einem Brand zum Opfer. Die verbliebenen Bestände gingen nach der Aufhebung des Ordens 1812 mit der Gründung des bischöflichen Priesterseminars in dessen Besitz über.