Am Dienstag, 05.12.2017, um 20 Uhr steht die Frage Welche Rolle spielen Psychopharmaka für das Funktionieren unserer Gesellschaft? zur Diskussion.
Impulsgeber sind Dr. Stefan Bartusch (MHH, Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie) und Renate Seroka (Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie e.V., Fachausschuss Psychopharmaka); Susann Kabisch M.A. (Uni Hildesheim) moderiert das Gespräch zwischen Impulsgebern und Gästen.
Die moderne Medizin verspricht, dass der Tod nicht das letzte Wort behalten müsse und dass alle Krankheiten im Prinzip heilbar seien. Über die Grenzen des Gesundheitssystems hinaus werden immer weitere Lebensbereiche durch Diäten, Fitnessprogramme und Vorsorgeuntersuchungen erfasst. Die permanent gewordene Abwehr des Todes reduziert das menschliche Leben dabei tendenziell auf die Sorge um das biologische Überleben. Das Optimieren der physischen Funktionen erweist sich als neue, radikal säkulare Heilslehre. Der kranke menschliche Körper wird schließlich zur Ressource für einen medizinisch-technisch-ökonomischen Apparat, der sich über die Heilungsbedürftigkeit dieses Körpers zu legitimieren sucht.
An drei Abenden wollen wir die Rolle der Medizin für moderne Gesellschaften diskutieren.
Die vom Institut für Philosophie der Universität und der Dombibliothek Hildesheim organisierte Gesprächsreihe ImPuls.Gespräche am Domhof verbindet gesellschaftliche Selbstreflexion, wissenschaftliche Arbeit und kulturelle Zeitdiagnose.
An den einzelnen Abenden diskutieren zunächst zwei Impulsgeber aus Wissenschaft, Kunst, Religion, Kultur und Politik miteinander, die für die theoretische und die praktische Expertise eines Themas ausgewiesen sind. Die von ihnen formulierten Standpunkte bilden den Ausgangspunkt für eine sich anschließende Debatte mit den Gästen.
ImPuls.Gespräche am Domhof versteht sich insofern weder als eine ausschließlich akademische Fachdiskussion noch als Schauplatz parteipolitischer Auseinandersetzungen. Das Veranstaltungsformat eines doppelten Dialoges knüpft vielmehr an das aufklärerische Ideal einer offenen und unabschließbaren Debattenkultur an. Diese Tradition spiegelt sich in den historischen Wissensbeständen, die die Dombibliothek über Jahrhunderte gesammelt und bewahrt hat. Der doppelte Dialog zwischen Theorie und Praxis bzw. Experten und Bürgern, den ImPuls dort anstoßen möchte, knüpft in Anbetracht der Herausforderungen der Gegenwartskultur ein neues Netz von Orientierungen.
Die Termine für die einzelnen Gesprächsabende für den Abschnitt "Gesundheit" sind:
24.10.2017 - Medizin: Wissenschaft, Erfahrung oder Glaube?
Kann sich Medizin ausschließlich auf die Naturwissenschaften berufen?
Dr. Nadia Primc (Medizinethik, Uni Heidelberg), Dr. Elmar Wilde (Allgemeinmediziner, Hildesheim)
Moderation: PD Dr. Lars Leeten (Uni Hildesheim)
05.12.2017 - Alles unter Kontrolle
Welche Rolle spielen Psychopharmaka für das Funktionieren unserer Gesellschaft?
Dr. Stefan Bartusch (MHH, Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie), Renate Seroka (Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie e.V., Fachausschuss Psychopharmaka)
Moderation: Susann Kabisch M.A. (Uni Hildesheim)
23.01.2018 - Normal behindert
Wann gelten Menschen heute als „gesund“ oder „krank“, „normal“ oder „behindert“?
Prof. Dr. Rainer Richter (Psychologischer Psychotherapeut), N.N.
Moderation: Prof. Dr. Andreas Hetzel (Hildesheim)
Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt frei.