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Erhaltung spätmittelalterlicher Einbände
Dombibliothek und HAWK kooperieren beim Erhalt historischer Bücher
Hildesheim ist eine kleine Stadt mit großer Vergangenheit. Davon zeugen die außergewöhnliche Dichte und Fülle historischer Kulturgüter, die weit über die Grenzen der Region bekannt sind. Mit den Studiengängen Konservierung-Restaurierung der Fakultät Bauen und Erhalten der HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen befindet sich vor Ort zugleich gebündelte fachliche und wissenschaftliche Kompetenz, die die Museen, Bibliotheken, Archive und Kirchen bei ihren Aufgaben, diese Artefakte zu erhalten und zu präsentieren, unterstützt. Wie die HAWK der Dombibliothek beim Erhalt spätmittelalterlicher Bucheinbände hilft, dokumentiert das Video.
Die historischen Objekte Hildesheims bieten den Studierenden der HAWK die Gelegenheit, in der Vorlesung vermittelte Theorie in der Praxis anzuwenden, einzuüben und weiterzuentwickeln. Eine klassische Win-Win-Situation, die in den vergangenen Jahren zu einer ganzen Reihe von Kooperationen zwischen Hildesheimer Kultureinrichtungen und der HAWK geführt hat. Ein Beispiel hierfür ist aktuell die Zusammenarbeit zwischen der Vertiefungsrichtung Konservierung und Restaurierung von Schriftgut, Buch und Grafik der HAWK mit der Dombibliothek Hildesheim. Wie diese im Studien- und Berufsalltag aussieht, welche Ziele sie dabei unter anderem verfolgt und welche konkreten Vorteile sich damit für alle Beteiligten verbinden, zeigt das aktuelle Video zu der Kooperation zwischen Dombibliothek und HAWK.
Der Film legt die dringend notwendige Konservierungsarbeit der Studierenden an den Inkunabeln der Dombibliothek dar – ein Bestand von mehr als 600 Bänden, der zu den bedeutendsten in Niedersachsen zählt. Inkunabeln, wörtlich übersetzt „Wiegendrucke“, sind die ersten Bücher, die seit der Erfindung der Druckerpresse Johannes Gutenbergs 1454 bis in das Jahr 1500 entstanden. Diese Objekte spiegeln den fundamentalen Medienwandel von der Handschrift zum Gedruckten; sie trugen daher ganz wesentlich zum Epochenwandel vom Mittelalter zur Moderne bei. Das Besondere der Hildesheimer Inkunabeln sind ihre überwiegend im Original erhaltenen und vielfach in der Stadt hergestellten spätmittelalterlichen Einbände. Diese bedürfen dringender restauratorischer Hilfe. Denn bis in die 1980er Jahre wurden große Bereiche der Einbände mit Selbstklebebändern versehen, um Signaturen anzubringen und gelöste und beschädigte Einbandleder am Rücken zu befestigen. Für die historischen Originale stellen die Klebestreifen mittlerweile eine ernsthafte Gefahr dar, weil deren Inhaltsstoffe in die Einbandmaterialien eindringen und die dort verarbeiteten Materialien, vor allem Leder und Pergament, angreifen.
In Kooperation mit der Dombibliothek entwickelten Studierende der HAWK im Rahmen von Lehrveranstaltungen unter der Leitung von Professorin Ulrike Hähner Verfahren, um die Klebestreifen schonend von den Büchern zu lösen und die alten, beschädigten Materialien und Funktionalität der Einbände langfristig zu sichern.