Ressourcenbewusstes Handeln ist keine moderne Erfindung. Die Wiederverwertung von bereits verwendeten Materialien fand auch schon im Mittelalter statt, und besonders häufig findet man heute solche wiederverwendeten Teile in Büchern, so wie hier in unserer HS 660 aus der Mitte des 12. Jahrhunderts, einer Handschrift von Iustinians Digesten, also einer Sammlung von Gesetztexten. Was aber viel mehr heute im Fokus liegt, sind die in den Kopertband eingearbeiteten Pergamentfragmenten. In der hier gezeigten Lasche wurde zur Materialverstärkung ein Bogen aus einer Handschrift aus dem 11. Jahrhundert eingenäht, nämlich Ovids Metamorphosen.
Im Deckel des Bands wurde ebenfalls ein Pergamentfragment eingenäht, Ciceros Text "de inventione", wahrscheinlich ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert. Es ist anzunehmen, dass Bücher, die nicht mehr gebraucht wurden oder irreparabel defekt waren, in der Buchwerkstatt auseinandergenommen wurden und für bestimmte Arbeitsschritte wieder ins Materiallager gelangten.