12 (2024)

Ein häufiges Klischee über Klosterbibliotheken im Mittelalter sind angekettete Bücher.

Für unser modernes Auge ungewohnt, gar befremdlich oder geheimnisvoll, ergeben sich unterschiedlichste Erzählungen hinter dem Grund für diese spezielle Einbandbauart. Diebstahlschutz? Geheimhaltung? Die Antwort ist leider oft viel einfacher, denn das Anketten von Büchern an einen Leseplatz diente meist einfach nur dafür, sicherzugehen, dass das Buch auch genau an diesem Ort bleibt und nicht verlegt werden kann und dort zur Verfügung steht, wo man es braucht.

Leider wurden vielerorts über die Jahrhunderte besonders mit dem Wachstum der Bibliotheken Metallteile zunehmend entfernt, um mehr Bücher unterbringen zu können und die benachbarten Exemplare im Regal nicht zu beschädigen. Dies macht Bücher mit erhaltenen Ketten zu einer Seltenheit – auch wenn hier die Ironie ist, dass der restliche Einband im 20. Jahrhundert ausgetauscht wurde.