Ende des 15. Jh. schlossen sich in der Lüneburger Region sechs Frauenkonvente zusammen, um in einer Zeit gesellschaftlichen und religiösen Aufbruchs ihr Gemeinschaftsleben zu erneuern, u.a. durch eine spezielle Musikpädagogik. Zugleich setzte jede Gemeinschaft eigene Schwerpunkte. Die Dombibliothek besitzt zwei der insgesamt 43 bekannten Handschriften aus Lüneburger Klöstern. Diese stammen aus Medingen, wo sich die Nonnen auf die Gestaltung von Andachts- und Gebetbüchern für den persönlichen Gebrauch konzentrierten.
Die zwei Handschriften, ein Psalter und ein Gebetbuch, der Dombibliothek zeichnen sich durch eine hohe künstlerische Qualität aus und sind außerordentlich aufwändig wie abwechslungsreich gestaltet, keines der zahlreichen Bildmotive, Initialen, Schmuckelemente ist identisch; vielfach sind die Lieder und Gebete mit den begleitenden Illustrationen durch übergreifende Schmuck- und Bildelemente wie Spruchbänder oder Noten miteinander verwoben.
Die Medinger wie ihre Schwesterhandschriften aus den anderen Lüneburger Klöstern fanden erst vor wenigen Jahren eine fundierte wie angemessene Aufmerksamkeit in Wissenschaft und Öffentlichkeit, die erstmalig eine korrekte Zuordnung und Identifikation möglich machte.
2019 wurden die Medinger Handschriften für das Projekt "Manuscripts from German speaking lands" digitalisiert und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht: