4. Seele

Können wir noch von der Seele sprechen? Und wenn ja, wie und in welcher Sprache? Von der klassischen Antike bis zum Beginn der Neuzeit galt dieSeele als etwas Selbstverständliches. Sie war der Inbegriff dessen, was den Menschen eigentlichausmacht, der innerste und unsterbliche Sitz seines Denkens, seines Fühlens und Empfindens. Heute hat es die Seele dagegen schwer. Naturwissenschaftlerleugnen ihre Existenz; sie versuchen, alles vermeintlich Seelische auf körperliche Prozesse zurückzuführen. Auch aus der Sprache droht die Seele zuverschwinden. Die Berufung auf etwas Seelisches klingt nostalgisch und irrational.

Doch können und wollen wir wirklich auf Begriff und Sache der Seele verzichten? Welche Folgen hätte dieser Verzicht für unser Selbstbild und für unser Miteinander? Was können wir, wenn wir am Seelischen festhalten wollen, für unsere Seele tun?

 

Diesen Fragen wollen wir uns im Herbst 2018 an drei Abenden stellen.

1. [Wozu:] Sorgen wir uns um die Seele? (16.10.2018)

In der antiken Philosophie und im Christentum galt die Seele als etwas, um das wir uns alltäglich sorgen müssen. Diese Sorge ist jedem Individuum selbst aufgegeben, zugleich kann es sich, um Trost, Ermutigung, Zuspruch und Begleitung zu finden, aber auch an professionelle Seelsorger wenden. An diesem Abend fragen wir nach dem Ort der Seelsorge in unserer heutigen Gesellschaft sowie nach dem Verhältnis der Seelsorge zu säkularen 'Selbsttechniken' wie dem Coaching, dem Training und dem Mentoring.

Impulsgeber: Dr. Louis Klein (Coach und Berater, Berlin) und Gregor Schneider-Blanc (Fachreferent für Krankenhausseelsorge, Bistum Hildesheim)
Moderation: Dr. Mareike Kajewski (Institut für Philosophie Hildesheim)

2. [Was:] Ist die Seele? (13.11.2018)

Haben wir Menschen eine Seele und wenn ja, wie können wir sie beschreiben? Ist die Seele unabhängig vom Körper oder sogar unsterblich? Oder ist sie nur eine bestimmte Weise der Organisation körperlicher Prozesse? Sollten wir vielleicht sogar ganz darauf verzichten von einer Seele zu sprechen? Auf der Suche nach Antworten zu diesen Fragen diskutieren ein Religionsphilosoph und ein Psychiater.

Impulsgeber: Prof. Dr. Inigo Bocken (Titus Brandsma Instituut für Spiritualitätsforschung, Nijmegen, NL) und Prof. Dr. Ulrich Hegerl (Facharzt für Psychatrie, Neurologie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Leipzig AöR)
Moderation: Antje Géra M.A. (Institut für Philosophie Hildesheim)

3. [Wie:] Sorgen wir für unsere Seele? (04.12.2018)

Die Sorge um die Seele bindet sich seit der Antike an bestimmte Praktiken und Übungen. Zu diesen Praktiken gehören die Meditation, das Gebet, bestimmte Weisen der Gesprächsführung und der philosophischen Reflexion, aber auch ästhetische Praktiken wie das Schreiben. An diesem Abend diskutieren ein Literaturwissenschaftler und ein Philosoph, wie und auf welchen Wegen wir uns auch unter spätmodernen Bedingungen noch um unsere Seele kümmern können.

Impulsgeber: Prof. Dr. Toni Tholen (Institut für deutsche Sprache und Literatur, Stiftung Universität Hildesheim) und PD Dr. Lars Leeten (Institut für Philosophie Hildesheim)
Moderation: Prof. Dr. Andreas Hetzel (Institut für Philosophie Hildesheim))