Codex Rotundus

Seiner außergewöhnlichen Form des Kreises verdankt dieses spätmittelalterliche Stundenbuch aus Flandern in lateinischer und französischer Sprache seinen modernen Namen.

Die Handschrift ist wahrscheinlich in Brügge im Umfeld des dort residierenden Hofes der Herzöge von Burgund am Ende des 15. Jahrhunderts entstanden – eine der prosperierenden europäischen Metropolen, die sich auch zu einem Zentrum zeitgenössischer Kunst und Kultur entwickelt hatte.

Vermutlich wurde der Codex Rotundus von Adolf III. von Kleve und der Mark (1425–1492) in Auftrag gegeben, der enge, auch verwandtschaftliche Verbindungen zum burgundischen Herzogshaus pflegte und höchste Ämter bekleidete.

Die Schließen sowie ein Wappen und zwei Darstellungen Adolfs innerhalb des Stundenbuchs weisen dieses als persönlichen spirituellen und zugleich repräsentativen Gebrauchsgegenstand Adolfs aus, der – in Kombination mit der handwerklichen und künstlerisch hochklassigen Ausstattung des Codex – das politische Selbstverständnis und den gesellschaftlichen Rang des Besitzers spiegeln.

 

 

 

Künstlerisch herausragende Illustrationen – darunter drei ganzseitige Miniaturen und 30 Initialen mit Szenen aus dem Alten Testament, dem Leben Jesu sowie von Heiligen – begleiten die Gebetstexte.

Spektakulär sind auch die Maße des Codex: Die 266 annähernd kreisrunden Blätter Pergament haben lediglich einen Durchmesser von 9cm und sind zu einem nur 3cm breiten Buchblock gebunden; dieser wird zusätzlich von drei Schließen gehalten, die durch ein Geflecht gotischer Buchstaben gebildet werden.

Über den Domkapitular Johann Adolph von Loe (1656–1716), dessen Familie über Generationen den Herren von Kleve diente, ist der Codex Rotundus vermutlich in den Besitz der Dombibliothek Hildesheim gekommen.

Der Kurzfilm über den Codex Rotundus aus unserer Reihe Wissen und Staunen veranschaulicht einige Details:

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